Der tiefste Denker ist immer der mildeste Richter.
(Henry Thomas Buckle, zitiert von Maydows in "June und die Reise zur Wolfsjagd")
Würde braucht keine Zuschauer. Würde ist ein Geschenk an dich selbst.
(Alan in "June und die Reise zur Wolfsjagd")
Jeder Sprung durch ein Portal kommt einer Zeitreise gleich.
Doch ohne einen Dryaden-Wolf endet jeder Sprung tödlich.
June gehört zu den Ausgestoßenen der Gesellschaft. Abgeriegelt in einem Stadtteil kämpfen diese um ihr Überleben. Regelmäßig schickt der Hohe Kreis Häscher dorthin, um Magiebegabte einzufangen und auf die Welt-Zeit-Akademie zu verschleppen, wo sie neben jenen, die freiwillig die Akademie besuchen, zum Kämpfen trainiert werden.
Als die Häscher June holen, ist sie verzweifelt. Im Gegensatz zu den anderen hat sie keinen Funken Magie in sich. Und so beginnt für sie ein Kampf ums Überleben, der dadurch erschwert wird, dass sie sich gleich am ersten Tag zwei Feinde unter den Mitstudenten macht: Kent, der einen Freund vor ihren Augen tötet und Ezra, ein geheimnisvoller Drittsemester, der ihr aufgrund eines Missverständnisses schon am ersten Tag die Kehle durchschneiden möchte …
Teaser
Der Ruck, mit dem ich durch die Maueröffnung in den kleinen Burghof gestoßen werde, bringt mich aus dem Gleichgewicht, ich strauchele und falle.
„Beweg dich und du bist tot“, sagt eine kühle Stimme hinter mir.
Ich drehe vorsichtig den Kopf. An meiner Schulter vorbei sehe ich den schwarzen Wolf mit gefletschten Zähnen in ein paar Schritt Entfernung an der Mauer entlang schleichen. Aus der Nähe ist er furchteinflößend. Er ist riesig, die Augen glitzern in einem feurigen Bernstein-Ton.
„Steh auf“, sagt die kühle Stimme. „Langsam und lass deinen Dolch wo er ist.“ In den unterkühlten Ton hat sich ein unterdrücktes Zittern geschlichen.
Ich gehorche, weil ich nicht weiß, was ich sonst tun soll. Wer immer hinter mir steht ist wesentlich kräftiger und vor allem wesentlich besser trainiert als ich. Jeder Versuch mich aus der Situation zu kämpfen, würde nur zu einer Niederlage führen. Meiner Niederlage, versteht sich.
Ich richte mich auf. „Kann ich mich umdrehen?“, frage ich und hoffe, dass ich zynisch und nicht ängstlich klinge. Es gelingt mir sogar halbwegs.
„Ich bitte sogar darum“, sagt die Stimme in einem Tonfall, der die höflichen Worte Lügen straft.
Ich drehe mich genauso langsam um, wie ich aufgestanden bin.
Der Blick aus seinen dunklen Augen trifft den meinen zum dritten Mal und zum dritten Mal habe ich das Gefühl, ein kleiner elektrischer Schlag ginge durch meinen Körper.